Bericht von der PKP Konferenz 2017 in Montreal

Die sechste International Scholarly Publishing Conference des Public Knowledge Project (PKP) fand vom 2. bis zum 4. August 2017 in Montreal statt, bestehend aus einem Sprint mit anschließender Konferenz (Programm). Im Fokus stand hauptsächlich die Software Open Journal Systems (OJS) und deren Verwendung in der Community. Nach einem kurzen Überblick über den Sprint und die Konferenz gehe ich auf ausgewählte Themen und vorgestellte Projekte ein.

Sprint

An dem 1,5-tägigen Sprint nahmen etwa 60 EntwicklerInnen und andere TeilnehmerInnen teil. In kleinen Gruppen wurden konkrete Verbesserungen für OJS entwickelten. Eine umfassende Arbeitsdokumentation ist in diesem GoogleDoc zu finden. Berichte sind im PKP-Blog zu finden. Für das von mir vorgeschlagene Thema fanden sich zwei weitere Entwickler des PKP-Teams. Gemeinsam konzipierten und implementierten wir eine Lösung für das Missbrauchspotential des Bildupload durch unberechtigte Nutzer: Eine optionale Freischaltung neuer Nutzer durch Zeitschriftenverwalter verhindert den Zugriff auf diese Funktion für Unberechtigte. Hierzu haben wir – soweit möglich – die bereits vorhandenen Funktionen bei der Nutzerverwaltung (enable/disable) verwendet und erweitert. Die Lösung entwickelten wir für OJS 3, eine Rückportierung für OJS 2 wurde aber auch begonnen. Die Arbeiten konnten größtenteils abgeschlossen werden, und die neue Funktion wird voraussichtlich im nächsten Release enthalten sein. Update [13.10.2017]: Eine ausführliche Beschreibung ist im PKP-Blog zu finden.

Konferenz

Die anschließenden Konferenz hatte etwa 80 TeilnehmerInnen. Es gab eine Mischung aus 30- bis 45-minütigen Vorträgen und Slots mit mehreren Kurzvorträgen (sogenannten Lightning Talks). Update [19.09.2017]: alle Vorträge können online als Videos eingesehen werden. In einem Lightning Talk stellte ich eine Entwicklung des Projektes OJS-de.net vor: Die Artikelversionierung für OJS 3 (Update [19.09.2017]: Video und Folien). Hierzu gab es positive Interessenbekundungen und interessierte Nachfragen, nach zusätzlichen Features. Da die Entwicklungszeit für die Versionierung im Projekt bereits an ihre Grenzen gestoßen ist, die Versionierung aber zusammen mit OJS frei zur Verfügung stehen wird, habe ich Interessierte aufgerufen, die Open-Source-Software entsprechend zu erweitern.

Authoring

Die einfache Erstellung von HTML- oder XML-Dokumenten auch ohne entsprechende technische Kenntnisse ist aktuell ein wichtiges Thema und es gibt viele Entwicklungen in diesem Bereich. Ein spannendes Projekt wird von PKP selbst vorangetrieben. Mit Open Typesetting Stack (OTS) soll auf Basis des WYSIWYG Editors Texture eine Möglichkeit für Zeitschriftenredaktionen geschaffen werden, auch ohne XML-Kenntnisse, XML-Dateien aus Word- oder PDF-Dateien zu erzeugen. Unser Projektpartner adressiert mit heiPMT das gleiche Problem und löst es vorrangig für die Erzeugung von XML-Dateien für Monographien.

Öffnung von OJS

Ein weiteres Thema, das beim Sprint und bei der Konferenz öfters angesprochen wurde, ist die Öffnung von OJS für andere und vorallem freie Publikationsformen. OJS basiert größtenteils noch auf den Gegebenheiten des Printzeitalters, doch Bestrebungen, die Vorteile der digitalen Publikation stärker zu nutzen, werden mehr. Neben der Publikation von XML- und HTML-Dateien, gibt es auch kleinere Ideen, wie OJS für „continuous publication“ zu verwenden aber auch größere, wie den Fokus von Zeitschriftenartikeln wegzubewegen und auf Daten als Publikationsobjekte zu legen. Während es für die Trennung der strengen Artikel-Ausgaben-Beziehung bereits technische Lösungen in OJS gibt, die noch verbessert werden sollen, scheint ein „Open Data System“ noch in den Kinderschuhen zu stecken.

Studierende als Zielgruppe

In mehreren Lightning Talks wurden Projekte vorgestellt, die Studierende als Zielgruppe haben und diesen OJS näher bringen. So hat die Simon Fraser University ein Programm an der Bibliothek angesiedelt, in dem Studierende lernen, OJS für Begutachtungsprozesse zu nutzen. Außerdem gibt es eine steigende Anzahl an studentischen Zeitschriften. Besonders für Studierende der Bibliotheks- und Informationswissenschaft ist ein früher Kontakt mit freier Software sinnvoll. Bereits in der Eröffnungsrede des Universitätsdekans wurde die Bedeutung der Einbeziehung von Studierenden betont.

Autorin: Svantje Lilienthal

Letze Änderungen vor dem 13. July 2021 vom IPOA-Redaktionsteam.